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Lehrgebiet Informationssysteme

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    Integriertes Seminar Datenbanken und Informationssysteme im Wintersemester 2005/2006

    Thema: Verlässliche, adaptive Informationssysteme (Dependable Adaptive Information Systems, DAIS)

    Voraussetzung: Vorlesung Datenbankanwendung

    Ansprechpartner: Jürgen Göres

    Aktuelles

    Datum Ankündigung
    7. November 2005 Betreuer

    Die Betreuer für die einzelnen Themen stehen nun fest. Die Seminaristen sollen sich kurzfristig mit ihrem jeweiligen Betreuer bzgl. der Einstiegsliteratur in Verbindung setzen.
    14. Oktober 2005 Vorbesprechung

    Die Vorbesprechung für das Seminar findet am Freitag, dem 4. November um 14:00 im Seminarraum des Lehrgebietes (36/336) statt. Da unter anderem die Themen vergeben werden, ist Anwesenheit aller Teilnehmer erforderlich.
    Eine Anmeldung ist bis zu diesem Termin weiterhin möglich.
    18. Juli 2005 Themen, Anmeldung und Termine

    Die Anmeldung zum Seminar erfolgt ab Freitag, den 22. Juli durch Eintrag in einer Anmeldeliste im Flur von von 36/3. Die genaue Einteilung in einzelne Themen erfolgt im Laufe der Semesterferien. Die Vorbesprechung findet voraussichtlich in der ersten Woche der Vorlesungszeit des Wintersemesters statt.

    Allgemeines

    Die Arbeitsgruppen Datenbanken und Informationssysteme und Heterogene Informationssysteme bieten im Wintersemester 2005/2006 ein Seminar zum Thema Verlässliche, adaptive Informationssysteme an. Das Themenspektrum umfasst sowohl die Anwendungsseite als auch technologische Aspekte. Dieses Seminar ist als Bestandteil des Anwendungsblocks des Lehrgebiets Datenverwaltungssysteme im Hauptstudium Informatik ausgewiesen. Daneben bietet sich aufgrund der inhaltlichen Bezüge eine direkte Integration dieses Seminars mit dem ebenfalls in diesem Semester angebotenen E-Commerce-Praktikum im Rahmen des Hauptstudiums der Angewandten Informatik an. Ausgewählte Themen können alternativ auch mit der Vertiefungsveranstaltung Middleware für heterogene und verteilte Informationssysteme integriert werden.

    Organisation

    Themenbeschreibung

    Verlässliche, adaptive Informationssysteme (Dependable Adaptive Information Systems, DAIS)

    Zahlreiche Bereiche einer modernen Gesellschaft wie Telekommunikation, das Bankenwesen, Verkehrsregelung und Verwaltung basieren auf datenbankgestützten Informationssystemen. Aufgrund ihrer großen Bedeutung für das Funktionieren von Gesellschaft und Wirtschaft müssen diese Systeme als Ganzes extremen Anforderungen an Zuverlässigkeit und Flexibilität genügen. Die wünschenswerten Eigenschaften derartiger Systeme wurden von Jim Gray in drei zentralen Punkten zusammengefasst:

    • störungsfrei (trouble-free): Die Systeme sollen permanent von einer großen Anzahl von Nutzern verwendet werden können und dabei nur minimalen Administrationsaufwand erfordern.
    • sicher (secure): Nur autorisierte können die angebotenen Dienste nutzen. Nicht autorisierte Nutzer können weder den autorisierten Nutzern den Zugriff verwehren (denial of service) noch können sie Zugriff auf die Daten des Systems erhalten.
    • unterbrechungsfreier Betrieb (always-up): Es ist sicherzustellen, dass die Systeme in hundert Jahren maximal für eine Sekunde nicht verfügbar sind. (Die berühmten "eight nines of availability", 99,999999% Systemverfügbarkeit).

    Um diese Anforderungen an verlässliche, adaptive Systeme zu erfüllen, sind zahlreiche grundsätzliche Probleme zu lösen. Prägend ist dabei der prinzipielle Zielkonflikt zwischen Zuverlässigkeit auf der einen und der gewünschten Flexibilität auf der anderen Seite:

    Recovery-oriented computing: Wesentlich bei der Entwicklung komplexer Softwaresysteme ist die Erkenntnis, dass Fehler als gegeben und nicht völlig vermeidbar zu akzeptieren sind. Zuverlässige Systeme müssen daher Methoden zum Umgang mit allen denkbaren Fehlersituationen vorsehen. Moderne Datenbanksysteme bieten mit dem Transaktionskonzept bereits heute entsprechende Ansätze, die nun auf das gesamte Informationssystem zu übertragen sind.

    Adaptierung und self-tuning: Konzepte zur Adaptierung, also zur automatischen Anpassung eines Systems an veränderte Lastsituationen oder Änderungen in den verfügbaren Systemressourcen, sind bei heutigen DBMS und Informationssystemen kaum vorhanden. Informationssysteme können innerhalb eines Tages, aber auch kurzfristig innerhalb weniger Sekunden stark schwankenden Lastsituationen ausgesetzt sein. Aber nicht nur die Menge, sondern auch die Charakteristiken der Operationen können wechseln. Ein DAIS muss in der Lage sein, durch automatisches Anpassen von Systemparametern wie Cache-Größe oder Scheduling-Strategie auf die unterschiedlichsten Situationen flexibel zu reagieren. Dazu muss das System in der Lage sein, sich selbst zu überwachen (self-awareness), und lediglich basierend auf vom Systemverwalter definierten Zielvorgaben die jeweils optimalen Betriebsparameter zu wählen. Für diese Rückkopplung müssen auch bisher erfolgreiche Konzepte wie die Aufteilung von DBMS in klar getrennte Schichten teilweise aufgegeben werden, da für die Optimierung und Anpassung lokale Informationen nicht ausreichen, sondern eine auf das Leistungsverhalten des Gesamtsystems gerichtete Sicht erforderlich ist. Im Verbund mit Ansätzen zur dynamischen Bereitstellung von Rechnerressourcen z.B. mit Hilfe von Grid-Technologie, sind Informationssysteme zudem nicht mehr nur auf die bestmögliche Nutzung der vorhandenen Ressourcen beschränkt, sondern können in Spitzenlastzeiten die Menge an verfügbaren Ressourcen kurzfristig erhöhen. All dies erhöht jedoch die Komplexität der Systemkomponenten und folglich die Fehlerwahrscheinlichkeit, und steht somit in Widerspruch zur geforderten Zuverlässigkeit.

    Lange Transaktionen: Während in bisherigen Informationslandschaften klassische, kurze Transaktionen oft ausreichend sind, erfordern neue Nutzungsweisen, wie als Workflows modellierte, langandauernde Geschäftsprozesse, eine Anpassung und Abschwächung der strikten ACID-Semantik und die Unterstützung von strukturierten Transaktionen (z.B. offen geschachtelte Transaktionen) und Kompensationsverfahren.

    Verteilung, offene Architekturen, Umgang mit Heterogenität und Autonomie: Im Gegensatz zu heutigen Systemen werden künftige Informationssysteme nicht eine einzige zentralen Datenbank einsetzen, sondern auf zahlreiche, verteilte, teilweise autonome und wechselnde Datenquellen oder externe Dienste zugreifen. Der Umgang mit derartigen Systemen erfordert Mechanismen zur automatischen Anpassung an unterschiedliche Schemas und Schnittstellen. Zugleich bedeutet diese Flexibilität auch neue Fehlermöglichkeiten und gefährdet die gewünschte Zuverlässigkeit.

    Verschärfte Sicherheitsanforderungen Die Offenheit und weite Verteilung derartiger Systeme bietet zugleich eine Vielzahl neuer Angriffspunkte auf die Verfügbarkeit und den Schutz sensibler Daten und stellt daher neue Herausforderungen an die Systemsicherheit, die weit über die von zentralisierten Systemen hinausgehen. Während konventionelle Systemlandschaften von einem klar definierten, begrenzten Benutzerkreis in Anspruch genommen werden, sind jetzt nicht nur die Nutzerzahlen größer und die einzelnen Nutzer oft weniger vertrauenswürdig, sondern auch die einzelnen Komponenten des Systems selbst nicht mehr vollständig innerhalb eines durch organisatorische Maßnahmen als sicher zu betrachtenden Bereichs, sondern autonom und daher prinzipiell weniger sicher und vertrauenswürdig. DAIS benötigen daher Mechanismen für die Verwaltung von Vertrauensbeziehungen (vgl. web of trust) und Vorkehrungen um die Robustheit gegenüber Angriffen auch auf vormals internen Schnittstellen zu erhöhen. Als problematisch erweist sich dabei die Modellierbarkeit der Sicherheitsanforderungen und damit der fundierte Beweis über das erzielte Sicherheitsniveau.

    Neue Entwicklungsprinzipien Das erreichen all dieser Anforderungen, insbesondere in Anbetracht des Zielkonflikts Zuverlässigkeit vs. Flexibilität, erfordert neue Ansätze für die Entwicklung von verlässlichen, adaptiven Systemen, die zum Teil bisherigen Entwicklungsgrundsätzen zuwiderlaufen. Der verstärkte Einsatz feingranularer Komponenten mit möglichst einfachen Schnittstellen könnte helfen, die Komplexität der Komponenten und des Gesamtsystems zu reduzieren, sich aber zugleich nachteilig auf die erzielbare Performance auswirken. Auch hier ist eine geeignete Modellierung des Begriffs der Zuverlässigkeit erforderlich, insbesondere unter Berücksichtigung der Abhängigkeiten zwischen den verschiedenen Systemen, die mit bisherigen Single-failure-at-a-time-Paradigmen nicht hinreichend abgedeckt werden.

    Im Rahmen des Seminars bearbeitet jede(r) Studierende eines Themengebiet. Die Ergebnisse der Arbeit werden in einer Ausarbeitung zusammengefasst und im Rahmen eines ca. 45-minütigen Vortrags präsentiert. Ausgewählte Ausarbeitungen werden nach Abschluss des Seminars an dieser Stelle veröffentlicht.

    Themenliste

    (Änderungen vorbehalten)

    Thema Vortragende(r) Betreuer Termin Ausarbeitung Folien
    1 Motivation und Begriffsbildung Grundlagen und Anwendungen
    Begriffsabgrenzung (Dependability, Robustness, Reliability, Safety, Fault Tolerance, Security, Adaptivity, Performability...)
    Vorstellung der Grundideen, Zielsetzungen, Probleme
    Zielkonflikt Zuverlässigkeit - Adaptivität
    Aktueller Einsatzgebiete für DAIS (Telekommunikation, (Börsen-)Handel, Internethandel, Luftraumüberwachung, Infrastruktur ...)
    Vorstellungen von Beispielsystemen, Diskussion der Anforderungen dieser Systeme
    Künftige Einsatzgebiete für DAIS
    Matthias Kerbeck Stumm Freitag 27.01.2006 13:30, 36/336 Ausarbeitung Präsentation
    2 Zuverlässigkeit und QoS
    Modelle und Maße zur Beschreibung der Zuverlässigkeit von Informationssystemen
    Quality of Service in verteilten Systemen
    Dependability-Benchmarking
    Fehlermodelle
    Markus Edinger Stumm Ausarbeitung Präsentation
    3 Entwicklung von DAIS Architekturen und Frameworks für zuverlässige und adaptive Informationssysteme
    Architekturprinzipien (RISC-style, fehlertolerant, ...)
    Erstellung zuverlässiger Systeme aus unzuverlässigen Komponenten
    Self-aware/reflective systems
    Self-healing/self-repair
    Christoph Hartel Göres Ausarbeitung Präsentation
    4 Methoden für die Entwicklung von zuverlässigen und adaptiven Informationssystemen
    Software-Engineering-Methoden und Entwurfsmuster
    Abstraktionsmethoden und Werkzeugunterstützung zur Handhabung der Komplexität bei der Entwicklung adaptiver Systeme
    Entwicklung gemäß der Model-driven architecture (MDA)
    Testmethoden (fault-injection)
    Carolina Gomez Hernandez Göres Freitag 03.02.2006 13:30, 36/336 Ausarbeitung Präsentation
    5 Werkzeuge für die Entwicklung von DAIS
    Aspektorientierte Programmierung zur Steigerung der Zuverlässigkeit
    Dynamische Programmiersprachen (Dylan, CLOS)
    entfällt Göres    
    6 Sicherheit Sicherheitsaspekte für DAIS
    Begriffsklärung (Vulnerability, Attack, Intrusion, ...)
    Bedeutung von Vertrauen in DAIS
    Intrusion detection (knowledge- und behaviour-based)
    Intrusion-tolerant systems
    Self-protection
    Sebastian Bächle Härder Ausarbeitung Präsentation
    7 DBMS als Grundbaustein für DAIS Recovery-oriented computing (ROC)
    DBMS als erste Beispiele für ROC
    Übertragung von ROC-Prinzipien auf andere Arten von Softwaresystemen
    Transaktionskonzepte für offene Systeme (z.B. Open-nested transactions) und mögliche Umsetzungen
    backward- vs. forward recovery
    Benjamin Mock Dopichaj Freitag 10.02.2006 13:30, 36/336 Ausarbeitung Präsentation
    8 Hochverfügbare Datenbanksysteme
    Konzepte für hohe Verfügbarkeit von Datenbanksystemen (Verteilte und parallele Datenbanken, Clustering; Shared Memory, Shared Disk, Shared Nothing) Vorkehrungen in aktuellen Datenbanksystemen zur Sicherstellung von hoher Verfügbarkeit (z.B. Oracle Maximum Availability Architecture, Microsoft SQL Server HA, IBM DB2)
    Yi Ou Härder Ausarbeitung Präsentation (PPT)
    9 Self-tuning Databases
    Automatische Anpassung von Systemparametern an veränderte Nutzungs- und Lastsituation
    OBR (observation, prediction and reaction)
    Stabilität des Gesamtsystems bei Änderungen
    automatische Erstellung von Indizes und materialisierten Sichten
    Thomas Sommer Mathis Ausarbeitung Präsentation
    10 Learning Optimizers
    Probleme konventioneller Optimizer
    Planerstellung, Monitoring der Query-Ausführung
    Anpassung der Query-Ausführung an die aktuelle Situation (Charakteristik der Daten, Auslastung, ...)
    Learning Optimizers in Datenbankprodukten (z.B. DB2 LEO)
    Andreas Weiner Bühmann Freitag 17.02.2006 13:30, 36/336 Ausarbeitung Präsentation
    11 verschiedenes Adaptierung durch dynamische Bereitstellung von Ressourcen
    Konzepte zur dynamischen Bereitstellung von Rechnerressourcen (CPU, transienter und persistenter Speicher, Netzwerkbandbreite):
    (lokales) Load Balancing, Virtualisierung von Rechnerressourcen, Grid Computing
    Sven Breuner Deßloch Ausarbeitung Präsentation (PPT)

    Literatur

    Themenbezogene Literatur wird vom jeweiligen Betreuer bekannt gegeben.

     


    JG, 04.11.05